Wie können Events sicherstellen, dass Nachhaltigkeit die Grundlage ihrer Tätigkeit bildet und nicht nur eine Ad-hoc-Massnahme ist, die einem älteren Geschäftsmodell hinzugefügt wird? Vor einer Woche wurde die neue Fassung der ISO-Norm 20121 veröffentlicht, die eine Antwort auf diese Frage bietet.
Veranstaltungen werden häufig kritisiert, weil sie ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen nicht ausreichend berücksichtigt haben. Gleichzeitig sind sie das Rückgrat unseres kulturellen Lebens und bieten die dringend benötigte "Auszeit", Spass und Freude, um unsere Energien zu regenerieren. Unbestreitbar sind sie eine Bühne für unvergessliche Erinnerungen und eine Gelegenheit, sich mit Mitbürgern und Freunden zu treffen. Es ist also bedauerlich, wenn diese Vorteile durch Nachrichten über unglaubliche Abfallmengen, unsichere Arbeitsbedingungen und verschmutzte Luft und Landschaften überlagert werden, und das bei denselben Veranstaltungen, die so viel Positives in das Leben vieler Menschen bringen.
Das relativ neue Konzept der Nachhaltigkeit verpflichtet uns, nicht nur die kurzfristigen Auswirkungen, sondern auch die mittel- und langfristigen Folgen unserer Aktivitäten zu berücksichtigen. Es setzt neue Massstäbe für ethisches Geschäftsverhalten und fordert uns heraus, uns den komplexen, miteinander verknüpften Problemen der heutigen Zeit zu stellen und die positiven Auswirkungen, die wir haben, zu maximieren. Aufgrund der inhärenten Komplexität dieser Aufgabe und der unglücklichen Tendenz, dass eine gut gemeinte Massnahme neue Probleme in einem anderen Bereich hervorrufen kann, haben "nachhaltige" Initiativen die Gesamtnachhaltigkeit einer Veranstaltung oft nur minimal verbessert, und viele Unternehmen wurden des Green- oder Social Washing bezichtigt.
ISO 20121: Nachhaltigkeitsmanagement-Systeme für Veranstaltungen bietet einen ganzheitlicheren Ansatz für Nachhaltigkeit. Die Norm zielt darauf ab, Nachhaltigkeitsprinzipien in jeden Aspekt der Wertschöpfungskette von Veranstaltungen zu integrieren und sie zur festen Grundlage der Unternehmenstätigkeit zu machen. Ein Managementsystem ist keine Checkliste - es ist eine Reihe von interagierenden Elementen einer Organisation, um Richtlinien und Ziele sowie Prozesse zur Erreichung dieser Ziele festzulegen.
Manche Unternehmen scheuen den Schritt zu einem neuen Managementsystem oder wollen sich nicht mit den negativen Auswirkungen auseinandersetzen, weil sie den Prozess für zu kostspielig und zeitaufwändig halten. Die ISO-Norm 20121 kann jedoch in nur 6 Schritten umgesetzt werden, die unten grafisch dargestellt sind und die ich in den folgenden Abschnitten erläutern werde.
Der erste Schritt besteht darin, sich mit der Norm vertraut zu machen und herauszufinden, welche Anforderungen sie an ein Unternehmen stellt und welche Flexibilitäten und Freiheiten sie zulässt. Dann beginnt die Planungsphase. In einem gemeinschaftlichen Prozess mit den wichtigsten Interessengruppen werden die wichtigsten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Themen ausgewählt, auf die sich das Unternehmen konzentrieren sollte. Dann wird die Nachhaltigkeitsstrategie entworfen, wobei kreative Lösungen gefunden werden, die ein oder mehrere relevante Themen angehen, ohne andere Themen zu beeinträchtigen.
Sobald die Rollen und Verantwortlichkeiten festgelegt sind, kann die Umsetzungsphase beginnen. Ressourcen werden für die Umsetzung der in der Nachhaltigkeitsstrategie festgelegten Massnahmen eingesetzt. Um zu wissen, ob diese Massnahmen die gewünschte Wirkung haben, müssen Leistungsindikatoren (auch "Key Performance Indicators" oder KPIs genannt) ausgewählt werden. Während der gesamten Umsetzungsphase werden Daten zu diesen KPIs gesammelt, ein Prozess, der "Monitoring" genannt wird. Am Ende der Veranstaltung folgt eine Bewertungsphase. Die Daten werden ausgewertet, um festzustellen, ob die Nachhaltigkeitsstrategie funktioniert oder ob sie geändert werden muss.
Das Audit zur Erlangung des ISO 20121-Zertifikats kann während dieses Schrittes (als Verifizierung der Nachhaltigkeitsstrategie) oder vor der Umsetzung (als Validierung der Nachhaltigkeitsstrategie) durchgeführt werden. Ausserdem kann das Audit von einem internen oder externen Prüfer durchgeführt werden. Die Wahl liegt in den Händen der Veranstaltungsorganisation. Schliesslich werden Korrekturmassnahmen beschlossen, um die Nachhaltigkeitsstrategie zu verbessern und die Organisation ihren Zielen näher zu bringen.
Die ISO-Norm 20121 ist nicht linear. Die oben beschriebenen Schritte können in einem nie endenden Optimierungsprozess unbegrenzt wiederholt werden, der flexibel von allen Arten und Grössen von Veranstaltungsunternehmen angewendet werden kann. Sie verbessert nicht nur die Nachhaltigkeit eines Unternehmens, sondern schafft auch einen Rahmen, der kritische Reflexion und Wachstum wirksam anregt. Auf diese Weise verliert ein Unternehmen nie aus den Augen, wie wichtig es ist, seine Tätigkeit zu erneuern und die ethischen Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen, die an sie gestellt werden.
Der wahrscheinlich grösste Nutzen, den ein Unternehmen aus der Einführung der ISO-Norm 20121 ziehen kann, ist der Marketingvorteil, den es erhält. Eine Studie unserer Firma (untenstehende Quellenangabe) hat gezeigt, dass isolierte Nachhaltigkeitsinitiativen bei den Interessengruppen weit weniger gut ankommen als eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie. Heute sind Nachhaltigkeitsmanagementsysteme für Veranstaltungen noch innovativ und ihrer Zeit voraus. Doch schon bald könnten sie zum Mainstream oder sogar zur Pflicht werden. Seien Sie nicht der Nachzügler, der sich dem positiven Wandel widersetzt, sondern gehören Sie zu den Vorreitern, die die nachhaltige Entwicklung vorantreiben!
Kontaktieren Sie mich für weitere Informationen unter sarah@actingresponsibly.com. Ich kann Ihnen helfen, sich zertifizieren zu lassen und Sie während des gesamten Prozesses unterstützen. Bei der Revision der ISO-Norm 20121 im letzten Jahr habe ich mit meiner Firma die Schweiz vertreten, Anliegen eingebracht und Feedback zu den Kommentaren anderer Länder gegeben. Zudem leitete ich die Arbeitsgruppe zur Konformitätsbewertung, die die verschiedenen Arten der Konformitätsbewertung, die Veranstaltern zur Verfügung stehen, näher beleuchten sollte. Daher kenne ich die Norm gut und sollte in der Lage sein, alle Ihre Fragen zu beantworten. Falls Sie sich für dieses Thema interessieren, wir veranstalten im Rahmen der Sustainability Days in Basel am 10. April einen Workshop über ISO 20121. Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören oder Sie bei unserem Workshop anzutreffen.
Quellenangaben
Environmental Sustainability Study von Rolf Schwery & Daniel Cade: https://actingresponsibly.com/wp-content/uploads/2016/02/FEI_Template_new.pdf
