Fachwissen SmartSuisse 2023

Nachhaltiger unterwegs: Mobility as a Service

Mobility as a Service (MaaS) könnte die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, komfortabler, effizienter und nachhaltiger machen. MaaS-Systeme integrieren unterschiedlichste Verkehrsmittel auf einer gemeinsamen Plattform und vereinfachen deren Nutzung.

Nicht nur Städte ächzen unter dem weiterhin wachsenden motorisierten Individualverkehr. Strassen und Parkplätze kommen regelmässig an ihre Kapazitätsgrenzen, die sich nicht beliebig erweitern lassen. Meist geht es dabei um kleine Fahrten: 50 Prozent der Autostrecken in Basel sind kürzer als fünf Kilometer, im Kanton Zürich bewegt man sich zu 65 Prozent unter zehn Kilometern weit. Der Umstieg auf das Elektroauto wird zwar die Emissionen vor Ort reduzieren, jedoch identische Kapazitäten fordern, wenn das Prinzip des Besitzautos bleibt. Um die Transporteffizienz zu verbessern, denken viele Städte und Verkehrsdienstleister über MaaS-Systeme nach. Mobility as a Service zielt darauf ab, möglichst alle Verkehrsangebote zu bündeln und deren Nutzung wesentlich zu vereinfachen. Ein MaaS-System schlägt automatisch das schnellste, preiswerteste, bequemste oder nachhaltigste Verkehrsmittel vor, um von A nach B zu gelangen – inklusive der intermodalen Nutzung mehrerer Verkehrsmittel. Momentan verlangt die Mobility on Demand eine Art Expertenwissen, den Willen und die Geduld, die verschiedenen Mobilitätsoptionen selbst zu recherchieren und zu gewichten. Sprich: Nutze ich einen E-Scooter, mein Velo, den ÖV oder gehe ich vielleicht doch besser zu Fuss? Das MaaS-System integriert alle verfügbaren Subsysteme in einer Plattform, also auch CarSharing-Angebote, Leihvelos, das Ridepooling oder den bedarfsgesteuerten ÖV. Über eine App mit hoher Usability-Qualität kommuniziert das System mit den Nutzenden, schlägt dabei auch die beste Strecke vor und wirft gleich die Kosten in Echtzeit aus. 

 

MaaS ist vor allem, aber nicht nur, für hoch verdichtete Grossstädte interessant. Helsinki gilt als Beispiel für die erfolgreiche Einführung, in der Schweiz lief bis Ende 2021 in Zürich, Basel und Bern das Yumuv genannte Pilotprojekt, mit dem man Potenzial, Akzeptanzen, Angebotsstrukturen und Nutzungsszenarien erkundete. Mit dabei waren SBB, VBZ und BWB, aber auch Mikromobilitäts-Anbieter wie Tier, Bond, Carvelo, Voi und Mobility. Yumuv priorisierte das beste Angebot, schlug Routen vor und alternative Optionen. Für Planung, Buchung und auch Abrechnung sorgte eine intuitiv nutzbare App auf dem Smartphone. Zwei Abrechnungsarten standen zur Auswahl: Das traditionelle Pay per Use-Prinzip ergänzte ein Bundle-Modell auf Abo-Basis, beide Arten wurden in etwa gleichrangig genutzt. Wobei die Abo-Nutzer*innen häufigere und kürzere Fahrten unternahmen, weniger mit dem eigenen Velo, eher mit E-Scootern. Als wissenschaftlicher Begleiter war die ETH Zürich mit an Bord. Klar wurde, dass Städte und Kommunen die Rolle der Systemtreiber zukommt und ein attraktiver ÖV bereits existieren muss. Interessant ist, dass ein MaaS-System viele Daten sammelt und das Angebot so permanent optimierbar ist. 

 

MaaS-Systeme, sollen sie wirtschaftlich tragfähig sein, müssen also möglichst alle Verkehrsanbieter integrieren, möglichst simpel zu nutzen und auch kostenmässig transparent sein. Hier scheint das Abo-Modell mit Flatrates aktuell im Vorteil zu sein, wie das Beispiel der deutschen Stadt Augsburg zeigt, die mit begrenzten Kostenlos-Angeboten lockt. Und: will man Menschen gewinnen, die bislang nur das eigene Auto nutzen, sollte das MaaS-Angebot auch entsprechende, bequem nutzbare E-Autos umfassen. Das gilt für private wie für geschäftliche Nutzer*innen genauso. So hat SAP Schweiz Mitte 2022 einen eigenen Service gestartet, der Mitarbeitenden den individuellen Zugang zu den Angeboten von ÖV, CarSharing, E-Scooter oder Velos ermöglicht. Bewusst gedacht als Alternative zum Firmenwagen, erfreut sich das Angebot einer guten Nachfrage. Auch hier dient eine App als Schlüssel, ihr ist ein Mobilitätsbudget hinterlegt, die monatlichen Abrechnungen laufen automatisch bei SAP ein. Die dienstliche Mobilität ist ein bislang unterschätztes Segment mit grossem Impact – auch für die Klimabilanz eines Unternehmens. 

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